Finde es irgendwie entspannend, dass es bei anderen erfolgreich werdenden Vereinen bei den Verantwortlichen auch gleich zu diversen kuriosen Aussagen kommt. Hoeneß, Watzke, Carro, immer wieder für unsere Unterhaltung gut.
Nachdem ich mir hier gerade sämtliche Kommentare durchgelesen habe, hatte ich - bereits bevor ich deinen Beitrag gelesen habe - einen ähnlichen Gedanken. In der Regel ist es ja immer der FC Bayern München (dessen Wappen du trägst), der dahingehend ständig im Scheinwerferlicht der Medien und ihrer Leser steht. Das liegt natürlich daran, dass man bereits seit Jahren mit einer Flut an Titeln die unangefochtene Nummer 1 in Deutschland ist und damit jede Menge Aufmerksamkeit generiert.
Fernando Carro ist bereits seit Sommer 2018 Vorsitzender der GF von Bayer 04 Leverkusen. Natürlich habe auch ich das irgendwann einmal mitbekommen. Aber ansonsten war er für mich bis zu dieser Saison ein unbeschriebenes Blatt. Außer das ich mal gelesen habe, dass er nach Leverkusen gekommen ist, um mit dem Verein Titel zu gewinnen. Legendär finde ich übrigens bereits jetzt seine einige Jahre alte Aussage: "Die Geschichte schuldet uns eine Meisterschaft!" Denn damit ist es ihm gelungen, auch mal andere und vor allem positivere Gedanken in den Verein und die eigene Anhängerschaft zu tragen, als das leidige Thema "Vizekusen". Auf dem YT-Kanal von Sport1 könnt ihr euch das jederzeit noch einmal anhören: Bayer-Boss exklusiv: "Die Geschichte schuldet uns eine Meisterschaft!"
Ich verfolge den Weg von Bayer bereits seit Ende der 70-er Jahre und habe seit dem spektakulären und für mich bis heute unvergessenen Gewinn des Europapokals 1988, Sympathien für diesen Verein. Dass dort im Laufe der Jahre auch jede Menge ehemalige Spieler des TSV 1860 München gespielt haben (u.a. Waas, Völler, Volland, Bender & Bender, Baumgartlinger) und ich bis heute ein großer Fan unseres Weltmeisters Rudi Völler bin, hat dabei auch eine wichtige Rolle gespielt. Wobei ich meine ersten positiven Erinnerungen an Bayer mit dem südkoreanischen Stürmer Bum-kun Cha verbinde.
Als Zeitzeuge musste ich dann später sowohl das Drama von Unterhaching sowie die drei zweiten Plätze in einer Saison von Bayer miterleben. Damit verbunden auch den ganzen Spott und die Häme, die im Laufe der Jahre über diesen bereits 1904 gegründeten Traditionsverein ausgeschüttet wurde. Umso mehr hab' ich mich für den Klub und seine Anhänger gefreut, dass man nach so einer langen Zeit des Leidens und zahlreicher knapp verpasster Titel, in der laufenden Saison so überaus erfolgreich ist.
So ein großer sportlicher Erfolg (frag' nach beim BVB als Kloppo das Double holte), führt allerdings auch dazu, dass das Interesse an einem Verein komplett durch die Decke geht und die Medien in einer ganz anderen Dimension berichten, als dass zuvor noch der Fall war. Innerhalb kürzester Zeit wird man in so einer Situation mit Interviewanfragen förmlich überschwemmt. Da es sich bei den verantwortlichen Personen auch nur um Menschen handelt wird es immer wieder zu Aussagen kommen, die für kontroverse Diskussionen sorgen. Und der ein oder andere wird auch mal etwas sagen, dass er ein zweites mal nicht mehr so formulieren würde. Von daher würde ich diese Aussage von Carro zu Tah auch nicht zu hoch hängen. Zumal er zusammen mit Simon Rolfes und Xabi Alonso maßgeblichen Anteil am Erfolg der Werkself hat. Da hat dass was ein Uli Hoeneß seit Jahren und gerade auch wieder aktuell veranstaltet, schon eine ganz andere "Sprengkraft". Aber das ist ein anderes Thema und was viele der eigenen Fans hier auf tm mittlerweile von ihm halten, könnt ihr u.a. auch im Forum des FCB jederzeit nachlesen, wo der Ehrenpräsident einen eigenen Thread hat.
Doch noch mal zurück zu Carro und Bayer. Der Verein wird in den nächsten Jahren genauso im Rampenlicht der Berichterstattung stehen, wie der FCB oder der BVB. Läuft es gut, hat man einen Grund zu berichten. Läuft es schlecht - was ich persönlich Bayer nicht wünsche - dann kommen die teilweise scheinheiligen Fragen auf, die sich ein FCB und seit der erfolgreichen Klopp-Ära auch Dortmund immer wieder anhören müssen: "Das kann doch nicht der Anspruch des FC Bayern München sein" (wenn man mal "nur" Zweiter ist) oder beim BVB abgewandelt (wenn man Gefahr läuft, sich nicht für die CL zu qualifizieren).
Nach der hochverdienten und aus eigener Stärke heraus gewonnenen ersten Deutschen Meisterschaft, müssen zukünftig auch die Bayer-Fans damit leben. Umso mehr, falls man jetzt auch noch das Double oder (hoffentlich) das Triple holen sollte. Denn damit wird die Messlatte für die Zukunft gleich noch höher gelegt. Aber ich denke mal, mit dieser "Bürde" werden die Fans von Bayer 04 Leverkusen sehr gut leben können. Von daher gilt auch für jeden Fan der Werkself: "Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird!"