19.09.2023 - 12:30 | Quelle: ARD/Transfermarkt | Lesedauer: unter 5 Min.
Bundesliga
1.FC Köln
Transfersperre wird verhandelt 

Köln hofft auf Freispruch vor dem CAS: Fragen und Antworten zum Transferstreit mit Ljubljana

Transferstreit zwischen 1. FC Köln & Ljubljana: Wichtigste Fragen & Antworten
©IMAGO

Dieser Artikel erschien in erster Version im Mai 2023 und wurde mit neuen Informationen aktualisiert.


Bundesligist 1. FC Köln hofft auf eine Aufhebung der von der FIFA verhängten Transfersperre. Bei der an diesem Dienstag beginnenden Verhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wollen die Kölner eine endgültige Aufhebung des Urteils erreichen. Der Fußball-Weltverband hatte gegen den Bundesliga-Klub wegen eines vermeintlichen Fehlverhaltens bei der Verpflichtung des damals 17 Jahre alten Nachwuchsstürmers Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana im Januar 2022 eine Transfersperre für zwei Wechselperioden sowie eine Strafzahlung verhängt.



Dagegen waren sowohl Köln als auch der slowenische Klub, der eine höhere Entschädigung fordert, und Potocnik selbst vor den CAS gezogen. Der Sportgerichtshof hat die Sperre bis zum Berufungsurteil ausgesetzt, somit konnten die Kölner in diesem Sommer auf dem Transfermarkt tätig werden. Bei der zweitägigen Anhörung aller drei Parteien am Dienstag und Mittwoch in Lausanne wird wohl noch kein Urteil erwartet. Die wichtigsten Fragen und Antworten folgend im Überblick.


Streit um Transfersperre für den 1. FC Köln: Das ist die Ausgangslage


Der Fußball-Weltverband Fifa hatte Ende März eine Transfersperre für zwei Transferperioden gegen die Kölner ausgesprochen. Grund für die Strafe ist der Streit zwischen dem siebenmaligen slowenischen Meister NK Olimpija Ljubljana und dem FC über die Verpflichtung des 17 Jahre alten Nachwuchsstürmers Jaka Cuber Potocnik im Januar 2022. Die Fifa-Kammer für die Beilegung von Streitigkeiten befand die Kölner des ungerechtfertigten Vertragsbruchs und der Anstiftung zum Vertragsbruch für schuldig. Potocnik ist – neben der Zahlung von 51.750 Euro an seinen Ex-Klub – zusätzlich für vier Monate gesperrt worden.


Community Jetzt im Forum über den 1. FC Köln diskutieren Hier entlang Der slowenische Youngster hatte im Januar 2022 nach Kölner Angaben „wegen zahlreicher Vertragsverletzungen seitens des Klubs“ seinen noch bis 2024 laufenden Vertrag bei NK Olimpija gekündigt und kurz darauf ein Arbeitspapier bei den Deutschen unterzeichnet. „Der Spieler hat im Juni 2021 einen Vertrag unterschrieben mit diversen Zusagen, u.a. dass er mit der ersten Herrenmannschaft trainieren darf. Dies wurde nachweislich nicht eingehalten. Entsprechend hat der Spieler am 30. Januar 2022 seinen Vertrag einseitig aufgrund nicht eingehaltener Vertragszusagen gekündigt und am 31. Januar beim 1. FC Köln unterschrieben“, erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller den Sachverhalt aus Kölner Sicht.


Insbesondere die Hintergründe der Kündigung Cuber Potocniks gelten in dem Fall aber als eine zentrale Streitfrage. Sportrecht-Experte Horst Kletke machte den Kölnern zuletzt im „ARD“-Podcast „Die Justiz-Reporter*innen“ wenig Hoffnung darauf, dass der Weltverband sich in dem Verfahren eine Blöße gegeben habe. Der Rechtsexperte verdeutlichte, dass die außerordentliche Kündigung eines Spielers zwar wie in Paragraf 17.4 des Fifa-Transfer-Reglements festgehalten prinzipiell möglich ist, dafür muss dieser seinen Verein aber vorher unter Angabe der Gründe und Einhaltung einer entsprechenden Frist schriftlich abgemahnt haben. An dem Nachweis einer solchen Mahnung hängt es im Transferstreit zwischen Köln und Ljubljana offenbar. „Der Spieler hat den Vertrag gekündigt. Wie die Fifa festgestellt hat, ohne triftigen Grund. Wenn das so ist, dann hätte er nicht wechseln dürfen, weil der alte Vertrag noch bestand“, brachte Kletke die Situation kurz und knapp auf den Punkt. Grundsätzlich gelte darüber hinaus auch hier: „Wenn Fristen nicht eingehalten wurden, dann kann man den Fall nicht gewinnen.“


Transferstreit zwischen Köln & Ljubljana: Das wollen die Parteien


Der Bundesliga-Klub will eine endgültige Aussetzung des Urteils erreichen. Der slowenische Erstligist strebte zuletzt eine weitaus höhere finanzielle Entschädigung an, als die im Urteil des Weltverbandes Fifa festgelegten 51.750 Euro. Ljubljana fordert nach „Kölner Rundschau“-Informationen weiterhin 2,5 Millionen Euro Ablöse. Grundlage für die Summe ist nach Angaben der Slowenen ein Angebot, das sie demnach von Dinamo Zagreb erhalten hätten. Der verurteilte Spieler indes will vor dem internationalen Gerichtshof seine viermonatige Sperre verhandeln.



„Die Fifa hat aus unserer Sicht ein komplett absurdes Urteil ohne jede Grundlage gefällt“, sagte Keller nach Verhängung der Transfersperre gegen seinen Klub. Das Urteil sei „nicht nur inhaltlich eine Farce, sondern auch vom Ablauf her“. Im Kölner Schriftsatz zu den Vorwürfen seien „jede Menge Zeugen benannt, unter anderem der ehemalige Präsident von Ljubljana. Und dann gab es keine mündliche Anhörung. Da haben sich drei Richter in ihr Kämmerlein zurückgezogen und ein Urteil getroffen, das drakonischer nicht sein könnte“, so Keller weiter.


Rechtsexperte Horst Kletke sieht indes keine Verfahrensverstöße seitens des Weltverbands: „Es scheint so zu sein, dass die Fifa beide Vereine über das bestehende Verfahren informiert und rechtliches Gehör gewährt hat, denn jeder hat einen Schriftsatz schreiben können, wie Herr Keller sagt. Dann war Ende der Durchsage – so ist das aber. Zeugen werden so gut wie nie gehört. Meist ohnehin nur bei einer schriftlichen Anhörung. Wenn dem Spruchkörper das Material ausreicht, dann benötigt er keine Zeugen.“ Kletke sagte, dass die Verfahren der Fifa so schnell abgeurteilt werden, sei eher ein Vorteil: „Weil man dort zu Potte kommt. Man ist mit nichts (keinem Recht) abgeschnitten, man muss nur sehr schnell, sehr gründlich und sehr intensiv arbeiten.“


Transferstreit zwischen Köln & Ljubljana: Chance auf außergerichtliche Einigung?


Ob sich die beiden Klubs noch ohne einen Rechtsspruch seitens des CAS einigen können, bleibt angesichts der letzten Monate fraglich. Ljubljanas Vizepräsident Christian Dollinger hatte im Frühjahr gegenüber der „Bild“-Zeitung behauptet, man habe seitens der Slowenen eine einvernehmliche Lösung gesucht: „Wir wollten die Angelegenheit eigentlich friedlich lösen und waren deshalb letztes Frühjahr in Köln. Wir waren sehr überrascht, dass das auf kollegialer Klub-Ebene dann nicht möglich war.“ 


Keller, der bei der Verpflichtung des Spielers noch nicht im Amt war, ließ wissen, es habe bereits am 30. August vergangenen Jahres einen freundlichen Austausch mit Vertretern NK Olimpijas gegeben. Das Kölner Einigungsangebot, das höher gewesen sei als die Summe, die der FC nun an den slowenischen Klub zahlen muss, sei aber nicht angenommen worden. „Was Ljubljana gefordert hat, war komplett fern jeder Realität“, stellte der FC-Geschäftsführer fest.


Was würde eine Transfersperre für den 1. FC Köln bedeuten?


Die „Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten“ gab den Slowenen recht und entschied, dass die Kölner in den kommenden zwei Transferperioden keine Spieler registrieren dürfen. Das heißt: Köln könnte theoretisch Spieler verpflichten, diese dann aber bei Pflichtspielen nicht auflaufen lassen.



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Letzte Beiträge Newsforum

FreiNord Fresno Rams (Fresno City College) FreiNord 20.09.2023 - 12:16
Das Thema wird im FC-Vereinsthread seit Monaten inklusive Quellen rauf- und runterdiskutiert.
https://www.transfermarkt.de/fifa-urteil-transfersperre-fur-den-fc-/thread/forum/26/thread_id/184358

Trotzdem postet mancher FC-Fan (nicht jeder) hier Dinge die er einfach nur haben will, obwohl sie mit den Regularien des Verfahrens überhaupt nicht vereinbar sind:
„kann nur einen Freispruch geben“, „geht nicht um eine Anstiftung“, „wo ist die Schuld beim FC?“, "Unschuldvermutung" rolleyes

Jeder der den entsprechenden Thread im FC-Forum mitgelesen hat weiß, dass die zitierten Aussagen vollkommener Quatsch im der Sachlage sind. Und ich unterstelle auch den entsprechenden Postern dass sie besagten Thread zumindest grob mitgelesen haben.

Derzeit denke ich, dass es die Transfersperre geben wird. Der Fall Olympique Marseille (selten, keine Sperre wegen Gueye) war für mich anders gelagert, wird schätzungsweise auf die FC-Situation nicht 1:1 anwendbar sein.
default.jpg 20.09.2023 - 11:30
Zitat von koehlhirsch72
Sorry, aber ich bin hier auch ehr auf der Seite der Kölner. Es ist ja tatsächlich keine Ausnahme, dass ein Spieler seinen bestehenden Vertrag auflöst und am nächsten Tag bei einem anderen Verein unterschreibt. Hier hat der Spieler offensichtlich aufgrund von Vertragsverletzungen des alten Vereins gekündigt und dem FC signalisiert, dass er bereit ist, einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Inwiefern der FC verpflichtet ist, den alten Vertrag und das Kündigungsverfahren rechtlich detailliert zu prüfen und zu bewerten, kann ich nicht nachvollziehen. hier ist einzig und allein der Spieler der Schuldige, der wohl nicht schnell genug wegkam, voreilig gekündigt hat und viel zu schnell neu unterschrieben hat.

Man stelle sich das mal in der "richtigen" Arbeitswelt vor (ich weiß, ist nicht eins-zu-eins zu vergleichen). Ein Arbeitnehmer steht bei Dir auf der Schwelle, will für Dich arbeiten, unterschreibt einen Arbeitsvertrag und am nächsten Tag wird Du bestraft, weil er noch ein zweites nicht ordentlich gekündigtes Arbeitsverhältnis unterhält - absurd.

Wenn Spieler sich wegstreiken, obwohl allen die Vertragssituation bekannt ist, das gehört bestraft. Nach der Auslegung im Falle Köln müssten da einige Vereine mächtig bluten (eventuell sogar durch sperren). PSG hat es gerade mal wieder gezeigt oder meint Ihr wirklich, dass die keine Aktien an Kolo Muanis Verhalten hatten. Lässt sich halt nicht nachweisen, wie bei Köln vermutlich auch nicht.[/quote

Genau deswegen haben die Slowenen Köln mit ins Boot geholt.
Damit erhöhen sie die Chance mehr Geld heraus zu schlagen.
Sehr geschickt von den Verantwortlichen und Hut ab vor diesem Schachzug.
Köln's Anwälte wären verpflichtet gewesen die Gegebenheiten zu prüfen und Schlüsse daraus zu zu ziehen.
Die Gier siegt und man lässt sich am Nasenring vorführen.
Die Regeln sind klar und wer sie nicht einhält wird zurechtgewiesen.
taphor Preußen Münster taphor 20.09.2023 - 09:26
Hier sollte aber auch klar sein, dass der effzeh die Strafe nicht erhalten hat, weil sie den Spieler unter Vertrag genommen haben und dieser ggfs. noch einen alten Vertrag hat, den er nicht fristgerecht gekündigt.

Der effzeh wird dafür bestraft, dass er den Spieler angestiftet haben soll seinen Vertrag zu brechen / kündigen. Dafür wurde die Strafe ausgesprochen. Dabei gilt bei der Fifa die so genannte "Beweislastumkehr" sprich es muss nicht bewiesen werden, dass Köln wirklich eine Anstiftung begangen hat sondern der effzeh musste beweisen eben dies nicht gemacht zu haben. Zum Glück ist dies dann vorm CAS dann wieder umgekehrt, wie in jedem ordentlichen anderen Prozess.

Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Entschädigungszahlung vom FC für Ljubljana geben könnte falls festgestellt wird, dass der Vertrag nicht ordnungsgemäß gekündigt wurde.

Bei der Transfersperre kommt es darauf an, ob es Beweise (Zeugenaussagen, E-Mails, Gesprächsprotokolle...) gibt, die eben diese Anstiftung beweisen. Ich persönlich glaube das nicht.
Autor
uchterjung
Thomas Deterding
TM-Username: uchterjung

Alle Beiträge des Autors
Jaka Cuber-Potocnik
1.FC Köln U19
Jaka Cuber-Potocnik
Geb./Alter:
17.06.2005 (18)
Nat.:  Slowenien
Akt. Verein:
1.FC Köln U19
Vertrag bis:
30.06.2027
Position:
Mittelstürmer
Marktwert:
300 Tsd. €
1.FC Köln
Gesamtmarktwert:
77,65 Mio. €
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