Transfersperre wird verhandelt
Köln hofft auf Freispruch vor dem CAS: Fragen und Antworten zum Transferstreit mit Ljubljana
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Dieser Artikel erschien in erster Version im Mai 2023 und wurde mit neuen Informationen aktualisiert.
Bundesligist 1. FC Köln hofft auf eine Aufhebung der von der FIFA verhängten Transfersperre. Bei der an diesem Dienstag beginnenden Verhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wollen die Kölner eine endgültige Aufhebung des Urteils erreichen. Der Fußball-Weltverband hatte gegen den Bundesliga-Klub wegen eines vermeintlichen Fehlverhaltens bei der Verpflichtung des damals 17 Jahre alten Nachwuchsstürmers Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana im Januar 2022 eine Transfersperre für zwei Wechselperioden sowie eine Strafzahlung verhängt.
Dagegen waren sowohl Köln als auch der slowenische Klub, der eine höhere Entschädigung fordert, und Potocnik selbst vor den CAS gezogen. Der Sportgerichtshof hat die Sperre bis zum Berufungsurteil ausgesetzt, somit konnten die Kölner in diesem Sommer auf dem Transfermarkt tätig werden. Bei der zweitägigen Anhörung aller drei Parteien am Dienstag und Mittwoch in Lausanne wird wohl noch kein Urteil erwartet. Die wichtigsten Fragen und Antworten folgend im Überblick.
Streit um Transfersperre für den 1. FC Köln: Das ist die Ausgangslage
Der Fußball-Weltverband Fifa hatte Ende März eine Transfersperre für zwei Transferperioden gegen die Kölner ausgesprochen. Grund für die Strafe ist der Streit zwischen dem siebenmaligen slowenischen Meister NK Olimpija Ljubljana und dem FC über die Verpflichtung des 17 Jahre alten Nachwuchsstürmers Jaka Cuber Potocnik im Januar 2022. Die Fifa-Kammer für die Beilegung von Streitigkeiten befand die Kölner des ungerechtfertigten Vertragsbruchs und der Anstiftung zum Vertragsbruch für schuldig. Potocnik ist – neben der Zahlung von 51.750 Euro an seinen Ex-Klub – zusätzlich für vier Monate gesperrt worden.
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Der slowenische Youngster hatte im Januar 2022 nach Kölner Angaben „wegen zahlreicher Vertragsverletzungen seitens des Klubs“ seinen noch bis 2024 laufenden Vertrag bei NK Olimpija gekündigt und kurz darauf ein Arbeitspapier bei den Deutschen unterzeichnet. „Der Spieler hat im Juni 2021 einen Vertrag unterschrieben mit diversen Zusagen, u.a. dass er mit der ersten Herrenmannschaft trainieren darf. Dies wurde nachweislich nicht eingehalten. Entsprechend hat der Spieler am 30. Januar 2022 seinen Vertrag einseitig aufgrund nicht eingehaltener Vertragszusagen gekündigt und am 31. Januar beim 1. FC Köln unterschrieben“, erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller den Sachverhalt aus Kölner Sicht.
Insbesondere die Hintergründe der Kündigung Cuber Potocniks gelten in dem Fall aber als eine zentrale Streitfrage. Sportrecht-Experte Horst Kletke machte den Kölnern zuletzt im „ARD“-Podcast „Die Justiz-Reporter*innen“ wenig Hoffnung darauf, dass der Weltverband sich in dem Verfahren eine Blöße gegeben habe. Der Rechtsexperte verdeutlichte, dass die außerordentliche Kündigung eines Spielers zwar wie in Paragraf 17.4 des Fifa-Transfer-Reglements festgehalten prinzipiell möglich ist, dafür muss dieser seinen Verein aber vorher unter Angabe der Gründe und Einhaltung einer entsprechenden Frist schriftlich abgemahnt haben. An dem Nachweis einer solchen Mahnung hängt es im Transferstreit zwischen Köln und Ljubljana offenbar. „Der Spieler hat den Vertrag gekündigt. Wie die Fifa festgestellt hat, ohne triftigen Grund. Wenn das so ist, dann hätte er nicht wechseln dürfen, weil der alte Vertrag noch bestand“, brachte Kletke die Situation kurz und knapp auf den Punkt. Grundsätzlich gelte darüber hinaus auch hier: „Wenn Fristen nicht eingehalten wurden, dann kann man den Fall nicht gewinnen.“
Transferstreit zwischen Köln & Ljubljana: Das wollen die Parteien
Der Bundesliga-Klub will eine endgültige Aussetzung des Urteils erreichen. Der slowenische Erstligist strebte zuletzt eine weitaus höhere finanzielle Entschädigung an, als die im Urteil des Weltverbandes Fifa festgelegten 51.750 Euro. Ljubljana fordert nach „Kölner Rundschau“-Informationen weiterhin 2,5 Millionen Euro Ablöse. Grundlage für die Summe ist nach Angaben der Slowenen ein Angebot, das sie demnach von Dinamo Zagreb erhalten hätten. Der verurteilte Spieler indes will vor dem internationalen Gerichtshof seine viermonatige Sperre verhandeln.
„Die Fifa hat aus unserer Sicht ein komplett absurdes Urteil ohne jede Grundlage gefällt“, sagte Keller nach Verhängung der Transfersperre gegen seinen Klub. Das Urteil sei „nicht nur inhaltlich eine Farce, sondern auch vom Ablauf her“. Im Kölner Schriftsatz zu den Vorwürfen seien „jede Menge Zeugen benannt, unter anderem der ehemalige Präsident von Ljubljana. Und dann gab es keine mündliche Anhörung. Da haben sich drei Richter in ihr Kämmerlein zurückgezogen und ein Urteil getroffen, das drakonischer nicht sein könnte“, so Keller weiter.
Rechtsexperte Horst Kletke sieht indes keine Verfahrensverstöße seitens des Weltverbands: „Es scheint so zu sein, dass die Fifa beide Vereine über das bestehende Verfahren informiert und rechtliches Gehör gewährt hat, denn jeder hat einen Schriftsatz schreiben können, wie Herr Keller sagt. Dann war Ende der Durchsage – so ist das aber. Zeugen werden so gut wie nie gehört. Meist ohnehin nur bei einer schriftlichen Anhörung. Wenn dem Spruchkörper das Material ausreicht, dann benötigt er keine Zeugen.“ Kletke sagte, dass die Verfahren der Fifa so schnell abgeurteilt werden, sei eher ein Vorteil: „Weil man dort zu Potte kommt. Man ist mit nichts (keinem Recht) abgeschnitten, man muss nur sehr schnell, sehr gründlich und sehr intensiv arbeiten.“
Transferstreit zwischen Köln & Ljubljana: Chance auf außergerichtliche Einigung?
Ob sich die beiden Klubs noch ohne einen Rechtsspruch seitens des CAS einigen können, bleibt angesichts der letzten Monate fraglich. Ljubljanas Vizepräsident Christian Dollinger hatte im Frühjahr gegenüber der „Bild“-Zeitung behauptet, man habe seitens der Slowenen eine einvernehmliche Lösung gesucht: „Wir wollten die Angelegenheit eigentlich friedlich lösen und waren deshalb letztes Frühjahr in Köln. Wir waren sehr überrascht, dass das auf kollegialer Klub-Ebene dann nicht möglich war.“
Keller, der bei der Verpflichtung des Spielers noch nicht im Amt war, ließ wissen, es habe bereits am 30. August vergangenen Jahres einen freundlichen Austausch mit Vertretern NK Olimpijas gegeben. Das Kölner Einigungsangebot, das höher gewesen sei als die Summe, die der FC nun an den slowenischen Klub zahlen muss, sei aber nicht angenommen worden. „Was Ljubljana gefordert hat, war komplett fern jeder Realität“, stellte der FC-Geschäftsführer fest.
Was würde eine Transfersperre für den 1. FC Köln bedeuten?
Die „Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten“ gab den Slowenen recht und entschied, dass die Kölner in den kommenden zwei Transferperioden keine Spieler registrieren dürfen. Das heißt: Köln könnte theoretisch Spieler verpflichten, diese dann aber bei Pflichtspielen nicht auflaufen lassen.